Gedenken an die rassistischen Morde in Hanau am 19. Februar 2020
„Kein Vergeben, kein Vergessen!“

Korrespondenz

DGB: Fototeam Hessen / Rainer Kunze

Am Samstagnachmittag demonstrierten 2.000 Personen ihre Solidarität mit den Angehörigen der Opfer und Überlebenden des Anschlags vom 19. Februar 2020. Zwei Jahre nach den rassistischen Morden in Hanau hat ein Bündnis verschiedener Jugendorganisationen zu der Demonstration aufgerufen. In Schweigeminuten und Rufen der Namen gedachten sie der Verstorbenen Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu.

Cetin Gültekin, Bruder des ermordeten Gökhan Gültekin erklärte: „Dem strukturellen Rassismus setzen wir einen strukturellen Antirassismus entgegen, wo immer möglich. In Schulen, in Theatern, auf Fußballplätzen oder bei Gewerkschaftsversammlungen.

Armin Adilovic und Mina Masoud (DIDF Jugend Hanau) sagten in ihrer Rede: „Wir lassen es nicht zu, dass ihre Namen in Vergessenheit geraten, denn vergessene Geschichte ist Geschichte, die sich wiederholt!

Ali Yildirim von der Bildungsinitiative Ferhat Unvar forderte „Die Lösung kann nicht nur der Einsatz von Selbstorganisationen sein. Es muss sich strukturell viel ändern. In Behörden, Institutionen, Ministerien und in der Parteipolitik.

In ihrem gemeinsamen Redebeitrag riefen Schüler:innen aus Hanau dazu auf 
Wir junge Menschen müssen Eigeninitiative und Zivilcourage zeigen!

Elena vom Internationalen Jugendverein (IJV) Hanau machte deutlich: „Aufklärung und Konsequenzen bedeutet für uns, dass die Verantwortlichen in Staat und Behörden zur Rechenschaft gezogen werden und dass die Aufdeckung und Zerschlagung von rechten Netzwerken und Strukturen in Polizei, Bundeswehr und den Sicherheitsbehörden konsequent vollzogen wird!

Das Bündnis besteht aus der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, DGB-Jugend Hanau, DIDF-Jugend Hanau, Fridays for Future Hanau, Grüne Jugend Main-Kinzig-Kreis,  dem Internationalen Jugendverein Hanau (IJV), Jusos Main-Kinzig, Linksjugend Main-Kinzig, Schüler:innen der Zeichenakademie und von Berufsschulen und Gymnasien der Stadt Hanau.

Bericht von der Webseite des DGB Südosthessen

Die hier angesprochene Kundgebung hatte am 19.2.2022 um 16 Uhr begonnen und führte in einer Demonstration weiter zu den Anschlagsorten des 19. Februar 2020 in Hanau am Heumarkt und am Kurt-Schumacher-Platz (Arbeiterpolitik Nr. 1/2 2020). Am Morgen des gleichen Tages um 11 Uhr hatten Vertreter des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen an beiden Tatorten Kränze niedergelegt. Es gab eine Reihe weiterer Veranstaltungen, z. B. von religiösen Gemeinschaften. In die Kritik geriet aber eine offizielle Veranstaltung der Stadt Hanau und des Landes Hessen um 11 Uhr auf dem Hauptfriedhof an der Gedenk- und Grabstätte der Betroffenen (soweit sie nicht in Nachbarorten, aus denen sie kamen, begraben liegen). Coronaregeln hatten dazu hergehalten, dass die Auswahl der Beteiligten beschränkt wurde – Oberbürgermeister, Ministerpräsident und Bundesinnenministerin waren da, für Angehörige war jedoch nur bedingt Platz. Sie reagierten schon vorab mit folgendem Statement: „Die Zahl der Anwesenden wird auf einen kleinen Kreis beschränkt sein. Wir werden am Samstag nicht mit allen, die wollen, gemeinsam auf dem Hanauer Friedhof sein können. Viele, die sonst an jedem 19. an unserer Seite sind, bleiben durch die Auflagen des Landes Hessen ausgeschlossen. Uns erreichen seit der kurzfristigen Bekanntgabe der Auflagen zahlreiche Nachfragen. Darauf zu reagieren fällt schwer und schmerzt. Wer eingeladen wird und wer nicht, das haben wir, die Familienangehörigen, nicht entscheiden können.

Gedenken und Solidarität sind nach wie vor groß. Auch in Frankfurt hatte ein Jugendbündnis zur antirassistischen Kundgebung und Demonstration aufgerufen und 1500 Menschen beteiligten sich, ebenso in vielen Städten Deutschlands.

27.2.22


aus Arbeiterpolitik Nr. 3 / 2022

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