Erich Kassel
19. August 1943 – 6. Juli 2017

Erich war ein Mensch, der sich unermüdlich für die gewerkschaftlichen und politischen Interessen der Lohnabhängigen einsetzte und für den Schutz der Natur, in der er Erholung suchte von den Mühen des Alltags und Kraft schöpfte für sein politisches Engagement.

Seine ersten Erfahrungen mit der Gewerkschaftsarbeit sammelte er in der Braunschweiger Jugend der Gewerkschaft Nahrung, Genuss Gaststätten. Nach einer Weiterbildung wechselte er dann als Programmierer zu den Klöckner-Werken nach Bremen.

Dort trat er der Gruppe Arbeiterpolitik bei und schloß sich dem Kreis der Aktivist*innen an, welche die gewerkschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen auf der Hütte und in Bremen prägten. Er gehörte er zu den Kritikern der zurückhaltenden Tarifpolitik der IGM als auch der sozialpartnerschaftlich ausgerichteten Politik des damaligen BR-Vorsitzenden Prott. Nachdem im Mai 1969 bei der Betriebsratswahl eine zweite Liste von aktiven Gewerkschaftern die offizielle IGM-Liste geschlagen hatte, zählte er zu den 41 Kollegen, gegen die ein Verfahren wegen gewerkschaftsschädigenden Verhaltens eingeleitet wurde.

Der konsequente Streik bei Klöckner im September 1969 machte deutlich, was eine Belegschaft bewirken kann, die nicht auf die Anweisungen des IGM-Apparates wartet, sondern selbst initiativ wird. Der Zusammenhalt aus dem 69er-Streik wirkte in der Belegschaft nachhaltig und gab dem linken Betriebsrat, dem auch Erich angehörte, für die nächste Jahre Rückhalt gegenüber der Direktion und auch der IGM-Führung.

Für Erich Kassel war der gewerkschaftliche Kampf um materielle und soziale Verbesserungen kein Selbstzweck. Er sah darin die Möglichkeit, um die Konkurrenz der Kolleg*innen untereinander zu überwinden – nicht nur im eigenen Betrieb, sondern in der Gesellschaft. Das war für ihn eine Voraussetzung zur Überwindung des Systems der Lohnarbeit, des Kapitalismus. Er zählte deshalb bis zuletzt zu den entschiedensten Kritikern, nachdem sich die Betriebsräte der Hütte in den 80er Jahren immer stärker der Standortlogik und der Direktion der Hütte unterordneten.

Der Blick über den betrieblichen Tellerrand veranlasste Erich, den Kontakt zu anderen Belegschaften herzustellen. Auf zahlreichen Treffen der gewerkschaftlichen Linken brachte er seine Erfahrungen ein, mischte mit, wenn in anderen Branchen und Betrieben bei Arbeitskämpfen praktische Unterstützung notwendig wurde oder sein Rat gefragt war. Dieser Aufgabe widmete er sich auch im Ruhestand mit seiner ganzer Kraft, so beispielsweise beim Arbeitskampf bei Neupack.

Das Labounet, zu dessen finanziellen Förderern Erich gehörte, hielt er für ein wichtiges Instrument zur Information und Vernetzung klassenkämpferischer Kolleg*innen und der Gewerkschaftslinken. Mit zahlreichen Artikeln nahm Erich dort immer wieder Stellung zu jeweils wichtigen Arbeitskämpfen und Diskussionen.

In seinem Sinne wären Spenden an:
LabourNet e.V.,
IBAN: DE 76 4306 0967 4033 7396 00, Kennwort: E. Kassel

Wir werden in der nächsten Ausgabe ausführlicher über Erichs Wirken und seine Erfahrungen berichten.


aus Arbeiterpolitik Nr. 3/4 2017

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