Wir empfehlen die Lektüre des unter dem nachfolgenden Link aufrufbaren Interviews mit der ukrainischen Politikwissenschaftlerin und Journalistin Olfa Baysha zum Werdegang Selenskys. Es ist deshalb interessant, weil es über die Geschichte der Person hinaus die politische Entwicklung in der Ukraine vor dem Krieg beleuchtet und auch Schlaglichter auf die katastrophalen Folgen des russischen Krieges auf die Bevölkerung in der Südostukraine wirft.
Was ist an Selensky so interessant, dass ihm ein Personendossier gewidmet wird? Sind nicht auch alle Führungsfiguren in der EU „Neoliberale“, ein Scholz ebenso wie ein Macron? Saßen vor Selensky in der Ukraine nicht noch viel unsympathischere Figuren (Milliardäre und Mafia-Typen) an den Hebeln der Staatsmacht? Zeigt nicht die „neue Blockbildung“, dass die EU-Staaten attraktiver sind als Russland, weil die Lohnabhängigen in der EU im Großen und Ganzen ein leichteres und besseres Leben haben als in Russland? Ich denke, wirtschaftliche Schwäche ist der Grund, warum Russland (wie die frühere Sowjetunion) auf Militärmacht setzt, während die EU-Länder mit dem Versprechen von „blühenden Landschaften“ locken. Die Ziele von EU und Russland sind austauschbar: sich neue Märkte zu erschließen und neue Abhängigkeiten zu schaffen. Ihre Ausgangsbedingungen unterscheiden sich und deshalb unterscheiden sich ihre Methoden. Vor die schlechte Alternative gestellt will ich – wie meisten Lohnabhängigen in der Ukraine und anderswo – jedoch lieber mit Wohlstandsversprechen gelockt als mit der Waffe bedroht und gezwungen werden. Solange keine bessere Alternative in Sicht ist, finde ich das Leben in der EU attraktiver als das Leben in der russischen Einflusssphäre.
Grüße von Wal Buchenberg